Re: [RP] Minéa

[Sillenne]

»Oh, vielen Dank!« bedankte sich Sillenne etwas zu überschwänglich. Sie nahm einen kleinen Schluck und dachte dabei Hoffentlich bleibt es heute bei dem einen Met.
Die drei Reisenden wechselten eine Weile lang kein Wort, während Sillenne nachdenklich in ihren Krug starrte.
»Ich weiß nicht wie es bei euch so aussieht...aber ich bräuchte ehrlich gesagt mal wieder ein paar Mina. Das ständige Reisen und Übernachten und Essen in Tavernen ist auf Dauer sehr teuer.« Mit gefalteter Stirn sah sie die anderen beiden an. »Vielleicht können wir in Eschta jemanden finden, der unsere Hilfe braucht. Dafür hilft uns derjenige vielleicht in der Bibliothek und wenn wir Glück haben, springen auch ein paar Münzen für uns heraus.«
Dane und Kate blickten sich fragend an. Wahrscheinlich führen sie wieder eine telepathische Unterhaltung. In Sillennes Augenwinkel sah sie am Fenster zu ihrer Rechten einen Chantary mit Begleitung am Fenster vorbeigehen. »Ah!« rief sie laut. »Ein Chantary!« sagte sie freudig und stand auf. »Entschuldigt mich kurz.« Sie eilte zur Eingangstür der Taverne, um hinauszustürmen. Als sie sich umsah erblickte sie den Chantary, wie er gerade Richtung Stadtrand ging. »Hey!« rief sie. »Bleib stehen.«
Der große Vogel muss gespürt haben, dass er gemeint war und drehte seinen Kopf ein wenig, um der verrückten Vira entgegenzublicken. Ich habe so lange keinen Chantary mehr gesehen, er erinnert mich so an Zuhause. Sillenne strahlte über das ganze Gesicht. »Oh, du bist so süß!« stieß Sillenne entzückt aus. Aufgeregt streckte sie ihre Hand aus und fragte die Begleiterin beiläufig, ohne sie überhaupt beachtet zu haben »Darf ich ihn streicheln?« obwohl sie bereits dabei war, dem Tier über den muskulösen Rücken zu streichen.

[Lotta]

Die Luwa drehte sich verwundert um, als sie die aufgeregte Stimme hörte. Eine Hand hatte sie an ihre Hüfte gestemmt und ihre haselnussbraunen Augen verengten sich als sie die Vira musterte. Sie schien völlig außer sich einen Chantary zu sehen, dass sie Lotta überhaupt keine Beachtung schenkte. Sillenne?
Sie seufzte genervt und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. Dann entgegnete sie mit kühler Stimme »Ich hätte nicht erwartet dich wiederzusehen.«
Der cremefarbene Vogel stieß derweil einen fröhlichen Ruf aus, als die Vira durch seine weichen Federn strich. Dennoch schien ihm Lottas Worte nicht zu entgehen und er schaute zu der Luwa, die sich fragte ob die entzückte Vira sie überhaupt bemerkt hatte.

[Sillenne]

»Äh...« murmelte Sillenne verwundert. Sie schaute aber immernoch dem Vogel auf seine glänzenden Federn. Sie hatte Lotta an ihrer kühlen Stimme erkannt. Dann wandte sie sich endlich um und schaute sie an. »Ich auch nicht, Lotta.« Sie zog abrupt ihre Hand von dem Vogel zurück. Dieser beobachtete die beiden aufgeregt. Wie kommt sie denn so plötzlich an einen so hübschen Chantary? Leicht schüttelte Sillenne den Kopf. »Hast du schon etwas tolles herausgefunden?« Bevor die gleichgültig wirkende Luwa antworten konnte fügte sie noch schnell hinzu »Und wärst du dann auch so gnädig, es mit mir zu teilen?«
Oder bist du dir dazu zu fein?

[Lotta]

Die Luwa warf einen Blick zur Seite. Tss. Sie spürte den Blick von Sillenne auf sich ruhen und erwiderte »Das weiß ich noch nicht.« Ihre haselnussbraunen Augen verengten sich leicht und sie ließ ihre Hand sinken. »Aber …«
Lotta hielt inne und wendete den Blick ab. Der cremefarbene Vogel stieß einen Ruf aus und zog die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich. »… warum sollte ich dir das erzählen.« Die Luwa wandte sich zum gehen und der Chantary schaute unruhig zu der genervten Vira.

[Sillenne]

»Vielleicht, weil du dich alleine immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen scheinst!« Jedoch machte die Luwa keine Anstalten, sich ihr wieder zuzuwenden. Hm, was will ich eigentlich von ihr? Wenn sie alleine sein will, soll sie doch. Das ist doch nicht mein Problem. Aber ich habe das Gefühl, dass sie mehr weiß als wir.
In Sillenne staute sich eine Wut an. Warum hilft sie uns denn nicht? Wir haben ihr doch nie schaden wollen, im Gegenteil. Zitternd ballte die wütende Vira ihre Hände.
»Wie ...« sie stockte kurz. »Wie kann man nur so verbittert sein?« Kräftig stieß sie Lotta an den Schultern zurück, woraufhin sie dann überrascht nach hinten stolperte. Der Chantary wandte sich aggressiv der Vira entgegen und hob den Kopf an. »Wir stecken doch alle im selben Dilemma, wieso hilfst du uns nicht?« zischte sie und trat wütend auf.

[Lotta]

»Ich …«
begann Lotta, doch im selben Moment explodierten die Pflastersteine ein Stück entfernt. Harte Erdbrocken und kunstvolle Steine wurden in die kühle Luft geschleudert. Die Beiden wirbelten herum und der Chantary stieß einen Ruf aus. Eine junge Luwa rannte sie durch die zerstörte Straße als hinter ihr einige Soldaten in schwerer Rüstung erschienen. Sie hielten kurze Schusswaffen in den Händen und ziehlten auf die Luwa.
Mist. Ohne ein Wort zu verlieren riss sie die Vira mit sich auf den Boden. Nur einen Sekundenbruchteil später zerschnitten ein Dutzend Schüsse die Luft über ihnen. Lotta hob den Kopf und entdeckte die fremde Luwa, die in eine Seitengasse flüchtete. »Sie ist dort entlang!« hörte sie einen der Soldaten rufen. Die Rüstungen schimmerten silbern im fahlen Licht. Ein Schulterschutz war mit aufwendigen Ornamenten und Zeichen versehen die sich über die Kanten der Rüstung zogen. Rotbraunes Wildleder schaute unter den eingearbeiteten Metallplatten hervor und der kunstvoll verzierte Helm war wie der Rest der Rüstung mit weiß abgesetzt worden.

[Sillenne]

Sillenne starrte Lotta kurz mit aufgerissen Augen an. Und wieso rettet sie mir jetzt das Leben? Kopfschüttelnd stand sie auf Ich verstehe sie einfach nicht. und zog sich den zusammengeklappten Speer aus der Halterung am Rücken. Sie klappte ihn schnell zur vollen Länge aus und richtete ihn in die Richtung der Soldaten. »Stehengeblieben!« rief sie laut. Ein Soldat rannte dem Mädchen trotzdem hinterher, während der Rest stehenblieb.
Sillenne sah zu Lotta hinab, die noch in Hocke auf dem Boden war. Diese schaute sie verwundert an. »Komm, lass uns ihr helfen. In dieser Welt glaube ich, üben die Soldaten keine Gerechtigkeit aus.« sagte sie zu ihr und sprintete auf die bewaffneten Männer zu. In einer flinken Bewegung versperrte sie ihnen den Weg in die Gasse, in die die Luwa gelaufen war. »Ich möchte erstmal wissen, was hier vorgefallen ist.« forderte sie bestimmend.
»Was geht Euch das an?« brüllte einer der Männer. Grob schob er sie an der Schulter beiseite, jedoch rammte Sillenne ihren Speer vor seine Brust. Einige Steinfetzen sprangen aus der gegnüberliegenden Wand und kamen klirrend auf dem Boden auf. »Ich habe schon oft gesehen, wie Unschuldige verfolgt wurden.« Zwar nicht in dieser Welt, aber das muss er ja nicht wissen.
»Dafür ist jetzt keine Zeit.« raunter er sie an.

[Dane]

Dane sprang auf und Kate,die von seiner Reaktion völig überrascht schien, sprang aus Refelx auch auf. »Das waren Schüsse und sie kamen aus der Richtung in die Sillenne verschwunden ist « Er griff sich seine am Boden liegenden Gewehr und seiner Maske und eilte auf die Tür zu. Er stieß sie auf und rannte durch die Abenddämmerung in Richtung der Geräusche. Er rannte die Hauptstraße entlang, bis er aus einer Gasse Geräusche hörte, an deren Eingang er sogleich eine Gruppe Soldaten entdeckte. Als er in die Gasse blickte, sah er Sillenne, die einer Gruppe Soldaten den Weg versperrte. Er sah an der Haltung der Männer das sie sich zum Angriff bereit machten.
Mit einem knappen Handzeichen gab er Kate zu verstehen das sie sich bereit machen sollte. Seine Freundin, streifte sich ihre Maske über und hob das Gewehr. Sie blieb gerade am Rand der Gasse hinter einem Stand gebückt stehen und zielte in Richtung der Gruppe während Dane sich genau hinter sie stellte und sein Schwert zog.. Er grinste hinter seiner Maske. »Jungs, solltet ihr euch nicht jemanden in eurem Format suchen?«

[Lotta]

Die knöchelhohen Stoffschuhe trugen sie schnell über die verzierten Pflastersteine. Lotta bog ab und lief über einen beschaulichen Platz. Der Talisman an ihrer Halskette schlug heftig gegen ihre Brust. Der cremefarbene Vogel folgte ihr und stieß einen leisen Ruf aus, als die fremde Luwa aus einer anderen Gasse gestolpert kam. Sie rannte über eine kleine Brücke aus erdbraunem Holz. Ein Soldat folgte der Luwa und feuerte ein paar Schüsse im Laufen ab, die jedoch alle ihr Ziel verfehlten. Lediglich einige Beeren eines Ladens fielen den ungezielten Schüssen zum Opfer, was dem Soldaten wütende Rufe des Besitzers einbracht.
Mist. Lotta lief eine kleine Holztreppe hinauf und dann über eine weitere Holzbrücke die auf die Pflastersteinstraße führte. Sie holte den Soldaten ein als er über der gestürzten Luwa stand. Ohne zu zögern griff sie nach ihrer silbernen Waffe und zog sie aus der schwarzen Stofftasche an ihrer Taille.
»Huh?« Der Soldat schaffte es gerade noch dem ersten Hieb auszuweichen, dann eröffnete er das Feuer.

[Sillenne]

Innerlich war Sillenne sehr erleichtert, als sie Dane und Kate aus der Taverne herauskommen sah, aber sie versuchte ihre Freude nicht zu zeigen.
Nachdem sie sich den Soldaten bemerkbar gemacht hatten, lachte Sillenne, nahm ihren Speer und drückte den Mann, der ihr gegenüber stand mit dem Stab des Speeres nach hinten. Er hatte keine andere Wahl, als rückwärts zu gehen, da er von allen Seiten im Visier stand.
»Und nun erzählt mir, warum Ihr die Luwa verfolgt habt.« Der Soldat wollte nicht sprechen, vorallem wollte er sich nicht zu einer Aussage erpressen lassen. Um ihren Willen zu verstärken rammte Sillenne den Stab des Speers fester gegen die Brust des Mannes. »Ihr habt kein Recht, alles zu erfahren, das geht nur bestimmt Leute etwas an. Aber ich kann Euch erzählen, dass das Mädchen nicht so unschuldig ist, wie sie Euch wohl erschienen ist.«Sillenne zog ein grimmiges Gesicht. »Denkt Ihr das reicht mir?«
Verärgert rollte der relativ junge Mann die Augen. »Sie hatte vor, den Winter ausfindig zu machen.« sagte er und hoffte endlich, dass sie ihn in Ruhe ließ. Interessiert weiteten sich Sillennes Augen. »treue Anhänger des Winters« ... »angespannte Zeiten« Worte huschten durch ihr Gedächtnis als sie angestrengt versuchte zu verstehen, was in dieser Welt vor sich ging. Sie war schon kurz davor ihn einfach zu fragen was denn überhaupt passiert sei. Doch bevor sie die Worte dazu formulieren konnte, schob der Soldat kräftig ihren Speer zur Seite. »Ihr wisst genug.« blaffte er und gab seinen Kameraden zu verstehen, ihm zu folgen. Laufend liefen sie in an Sillenne vorbei in die Gasse. Sie konnte sie noch leise über das eben Geschehne wispern hören.
Mit leicht angeschrägtem Kopf blickte sie zu Dane. »Versteht ihr das?«

[Dane]

Dane streifte seine Maske ab und seufzte. Er setzte gerade zu einer Antwort an, als Kate ihm zuvorkam. »Für mich klingt das so, als ob die Jahreszeiten hier eine Art Streit haben und das sie als Gestalten unter den Menschen wandeln.« Dane nickte und lehnte sich gegen die Hauswand.
» Irgendwie so habe ich mir das auch gedacht. Mir ist auch aufgefallen, dass es...« Er suchte nach dem richtigen Wort. »...in dieser Dimension um einiges mehr an bewaffneten Männern und Frauen gibt. Ich würde ja gerne jemanden über die Geschichte dieser Dimension fragen, aber das könnte vielleicht zu viel Aufmerksamkeit auf uns lenken. Aber sicher bin ich mir dabei nicht.« An Sillenne gewandt fragte er. »Sag mal, was war eigentlich los? Wieso bist du weg gelaufen?«

[Lotta]

Lotta wirbelte herum. Der Soldat holte zu einem erneuten Angriff aus, doch sie parrierte ihn mit ihrer Klinge. Schnell rollte sich die Luwa über den Boden nach hinten ab und wich dann einer weiteren Salve von Schüssen aus.
Tss. Lotta warf einen Blick zur Seite, dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Gegner. Geschickt wich sie einem weiteren Angriff aus, dann lief sie wieder auf den Soldaten zu, doch kurz bevor sie ihn erreichen konnte riss er seine Schusswaffe nach oben und Lotta rollte sich nach hinten. Sie stütze sich mit einer Hand auf dem Boden ab und wirbelte durch die kühle Luft bis sie wieder mit den Füßen auf dem Pflastersteinen landete.
Ich habe keine andere Wahl. Die blanke Waffe in ihrer Hand verformte sich, als die feinen Mechanismen sich in Bewegung setzten. Lotta griff nach der dünnen Sehne des Bogens und jagte ihrem Gegner einen Pfeil aus reinem schneeweiß entgegen. Der Soldat wankte durch den treffern nach hinten und fiel auf den harten Boden. Ohne Zeit zu verlieren lief sie zu der Luwa und hielt ihr eine Hand entgegen, wärend sie in der anderen immer noch ihren Bogen hielt.
»Wir müssen von hier verschwinden.«

[Sillenne]

Ja, das könnte naturlich sein... grübelte Sillenne.
»Ach, das ist nicht so wichtig...ich habe bloß einen Chantary gesehen...« sie machte eine kurze Pause und guckte beschämt zur Seite. »Ich hatte so lange keinen mehr gesehen, und da wollte ich ihn streicheln.« Sillenne betete zu Minéa, dass die anderen sie nun immernoch ernst nehmen würden und wechselte daraufhin sofort das Thema.
»Kommt, wir sollten nach der verfolgten Luwa sehen.« sie drehte sich um und begann den Soldaten hinterher zu laufen, um sie dann zu überholen. Ich hoffe wir finden sie. Vielleicht erzählt sie uns ja etwas über die Lage dieser Welt.

[Lotta]

»Warum hast du mich gerettet?« fragte die immer noch verwirrte Luwa, während sie eine Pflastersteinstraße hinauf liefen.
Lotta antwortete nicht und fragte stattdessen »Warum wurdest du verfolgt?« Die junge Luwa verlangsamte ihre Schritte und sah sie an. Dann blieb sie stehen und seufzte. »Wenn ich das wüsste.« meinte Sie etwas abwesend und warf einen Blick in den dunkler werdenden Himmel. »Ich suche nach dem Winter und haben etliche Bücher in der Bibliothek studiert.« erklärte sie und wandte sich dann wieder an Lotta. »Ich bin Gelehrte. Aber irgendjemand hat ein Buch aus der Bibliothek entwendet und alle verdächtigen mich.« sie schaute wieder in den wolkenverhangenen Himmel. »So ein Mist.«
Hm? Lotta machte einen Schritt nach vorne, fragte dann aber »Wie heißt du?«
»Ea.« antwortete die Luwa. »Das ist ein seltsamer Name.« bemerkte Lotta woraufhin sie sich zu ihr umdrehte.
»Mag sein, ein seltsamer Name, für eine seltsame Luwa.« entgegnete die Luwa, die gar nicht erst versuchte ihre Verärgerung zu verstecken.
»Wir sollten gehen.«

[Dane]

Während sie hinter Sillenne herliefen, fragte Dane an Kate gewandt. »Sag mal, das Blut vorhin, war das von einem Tier oder einem... Menschen?« ihre Miene verdüsterte sich nur für einen winzigen Augenblick, aber dann fing sie sich wieder. Als sie antwortete hörte er eine
»Der Typ sah zwar aus wie ein Tier, aber er verhielt sich wie eine wild gewordenes Tier. er hätte mich beinah überrascht als ich gerade ein Monster gejagt habe. Ich wollte es zwar nicht, aber es lief daraus hinaus, dass ich ihn töten musste. Das arme Schwein hat ausgesehen als wäre er halb verhungert.« Dane wusste was das bedeutete. Das Blut wies darauf hin, dass er in sie hinein gerannt war und sie ihm das Herz durchbohrt hatte.
Er nickte ihr zu und legte ihr verständnisvoll die Hand auf die Schulter, bevor er sich an Sillenne wandte, da er wusste dass sie es hasste jemanden ohne Grund zu töten und nicht gerne darüber sprach. Er wusste das sie das Gespräch gehört haben musste, aber er fand es gut, das sie sich nichts anmerken ließ.
»Du Sillenne. Ich habe mal eine Frage. Über was für eine Luwa reden wir eigentlich?«

[Lotta]

Die beiden Luwa liefen durch eine kleine Seitengasse. Lotta musterte die vor ihr laufende Gelehrte. Sie hatte mittellange, cremefarbene Haare und trug ein erdbraunes Gewand, welches ihr bis zu den Knien reichte. Der Chantary stieß einen unzufriedenen Ruf aus, als er ihnen durch die schmale Gasse folgte. Die Luwa wirbelte herum und sah den großen Vogel an.
»Hast du mich erschreckt.« Dann wandte sie sich an Lotta und fragte »Ist das dein Chantary?« Sie antwortete nicht, tauschte aber einen fragenden Blick mit dem cremefarbenen Vogel.
»Du wirst zu unrecht verdächtigt.« meinte die Luwa plötzlich und holte das Buch hervor. Ea drehte sich zu ihr um und sah verwundert das Buch. Dann meinte sie forsch »Gib das her.« Sie blätterte durch das alte Buch und sah sie dann verwundert an. »Du hast das aus der Bibliothek, oder?« Lotta nickte.
Die Luwa lehnte sich gegen eine Holzwand und schaute über den Platz am Ende der Gasse. »Ich schätze mal wir sollten das Buch zurückbringen.« Lotta machte einen Schritt auf den großen Platz zu. »Ich bringe das Buch wieder zurück.« Sie sah den Chantary an. »Dafür musst du aber auf sie aufpassen.« Der Vogel stieß einen fröhlichen Ruf aus und rückte ein Stück näher an die Luwa.
Lotta wollte gerade die Gasse verlassen, da fragte die andere Luwa »Warum hast du das Buch überhaupt mitgenommen?« Sie blieb stehen und meinte leise »Ich dachte es könnte mir eine Antwort auf meine Fragen geben.« Dann lief sie auf den großen Platz des Erīkristalls.

[Sillenne]

Sillenne wandte sich im Gehen zur Seite, um Kate und Dane anzusehen. »Diese Soldaten haben eine Luwa verfolgt. Das hat mich sehr an den Moment erinnert, in dem Lotta angegriffen worden ist.« Und wir wissen immernoch nicht, wieso... Sie schmunzelte leicht. »Jedenfalls schien die Aktion sehr willkürlich zu sein.« Die Vira sprintete leichtfüßig aus der Gasse über eine Brücke. »Lotta ist ihr sicherlich gefolgt.« Der Weg mündete wieder in eine Seitenstraße. Hoffentlich gehen wir überhaupt den richtigen Weg. Er führte die drei Reisenden auf einen großen Platz in Eschta. In der Mitte ragte einer der seltsam gefärbten Kristalle empor. Sillenne blieb stehen und überblickte das Gebiet. Sie entdeckte den hell gefärbten Chantary und erkannte Lotta in der Nähe von ihm. Sie war dabei, den Platz zu verlassen. »Da!« Sie zeigte dorthin. »Beim Chantary sind die beiden Luwa.« Sie legte ihre Arme in die Hüfte und wandte sich mit hochgezogenen Augebrauen zu Dane. »Meinst du, wir sollten zu ihnen gehen?«

[Dane]

Lotta?, dachte Dane verwirrt. Er blickte in die Richtung in die er zeigte und sah eine Luwa, die mit einem cremeweißen Chantary zusammenstand. Wie Lotta sieht das aber nicht aus. Ist das diese andere Luwa? Er blickte wieder Sillenne an und sagte: »Dann lass uns da mal hingehen.« Er gab Sillenne ein Zeichen vozugehen und folgte ihr durch die Ansammlung an Personen, die auf den Platz gingen oder ihn verließen.
Während sie sich durch die Menge schoben, beobachtete er aufmerksam jeden einzelnen, eine alte Angewohnheit, die er nie versucht hatte abzulegen.
Die meisten Menschen sahen aus wie einfaches Volk, aber er konnte mehrere Stadtwächter sehen, die eher gelangweilt über den Platz liefen und in einer Ecke, sah er vier bewaffnete Gestalten, von denen er vermutete, dass es sich um Söldner handelte.
Sie hatten die Luwa und den Chantary, welche sie anscheinend immer noch nicht entdeckt hatten, fast erreicht, als er am anderen Ende des Platzes einen empörten Aufschrei hörte. Als er in die Richtung schaute, sah er ein knappes Dutzend Soldaten aus einer Gasse strömen. Die haben noch gefehlt!, dachte er säuerlich, sagte dann aber dann hatten sie die beiden erreicht. »Wir sollten uns am besten verstecken.«, raunte er Kate, Sillenne und der Luwa zu, während er sie praktisch weiter in die Gasse schob.

[Lotta]

In der Bibliothek herrschte wie zuvor Stille. Der rotbraune Holzboden knarrte leise unter ihren schnellen Schritten. Lotta bog hinter den Holztischen ab und versuchte das Regal mit den alten Büchern wieder zu finden. Sie lief den Gang hinunter.
»Ich hatte dir doch gesagt, dass du deine Magie nicht verwenden sollst.«
Die Luwa wirbelte herum, wobei sie eine Hand auf ihre blanke Waffe legte. Sie entdeckte einen Luwa mit zerzausten, schneeweißen Haaren. Epke. Erinnerte sich Lotta. Sie spürte eine gewaltige Kraft von dem Luwa ausgehen. Der legte eine Hand an die Stirn. »Herje, du hörst wirklich nicht zu.« Er schüttelte den Kopf.
»Wie bist du hier hergekommen?« fragte sie etwas nachdenklich. Epke sah auf. »Du hast das Buch gefunden.« meinte er. »Aber es hat deine Frage nicht beantwortet.«
Völlig verdutzt antwortete Lotta langsam »Ich ...« Epke drehte sich zum gehen. »Ich schätze die Antworten auf eure Fragen liegen im Herz des Fyllawaldes.« Dann verschwand der Luwa.
Sie stand noch einen Moment unschlüssig zwischen den hohen Holzregalen. Der Geruch von alten Büchern hing in der Luft. Dann eilte Lotta wieder aus der Bibliothek, das alte Buch hielt sie fest in ihrer Hand.
Ich muss die anderen finden.

[Sillenne]

Sillenne schüttelte wild den Kopf. »Nein, ich denke sie sind hinter der Luwa her!« Sie sah sich kurz um, die Soldaten waren ihnen bereits sehr nahe. »Vielleicht kümmert ihr euch um die Soldaten, ich versuche die Luwa zu verstecken.« sagte Sillenne in gedämpfter Stimme. So eilte sie geradeaus zur Luwa, welche sich bereits nervös umsah. Als diese bemerkte, dass Sillenne auf sie zuging, trat sie einige Schritte zurück und war dabei sich abzuwenden, als die flinke Vira sie an ihrem Arm packte. »He, ich habe dir doch vorhin geholfen.« Sie zog sie stark am Arm, um sie von den Soldaten wegzuziehen. »Los, wir müssen uns verstecken, die Soldaten haben es garantiert auf dich abgesehen!« rief sie. Die fremde Luwa runzelte verärgert die Stirn und versuchte, sich loszureißen. Als ihr dies nicht gelang, nahm sie ihre Hände zusammen, wodurch Sillenne gezwungen war, wieder einen Schritt nach vorne zu stolpern. »Was ist los? Willst du dich schnappen lassen?« Die Vira sah das Mädchen verwirrt an. Sie hatte jedoch die Augen geschlossen und formte mit ihren Händen ein Zeichen. Kaum hörbar murmelte sie etwas vor sich her.
Sillenne sah sich nach Dane und Kate um, welche noch mit den Soldaten beschäftigt waren. Zwei lagen bereits am Boden. Aber sie sah, dass sich Dane verletzt hatte. So ein Mist, was passiert hier eigentlich?
Plötzlich leuchtete der Kristall auf dem Platz grell auf. Die wenigen Gestalten, die sich noch darauf befanden, warfen lange Schatten. Leuchtende Schlieren zogen sich durch die Luft und wanderten zu der zaubernden Luwa. Außerdem ging ein unangenehmes dröhnendes Geräusch vom Kristall aus. Die Katzenohren der Vira zuckten. Was hat sie vor? Erschrocken hüpfte Sillenne nach hinten. »Was machst du da?« rief sie angsterfüllt. Das Mädchen ließ sich aber nicht beirren. Eine leuchtende Aura umgab sie. Das Licht war so hell, dass Sillenne die Augen zukneifen musste. Was jetzt? Sie hielt sich die Augen zu. Es fühlte sich so an, als ob auf einmal ein starker Sturm aufkäme. Ihre Haare wirbelten herum und die Strähnen schlugen ihr gegen das Gesicht.

[Dane]

Dane fluchte als er von der Lanze eines Soldaten an der linken Schulter getroffen wurde. Der Stahl schnitt ohne Mühe durch Leder und Fleisch als sie den Raum zwischen Brust und Schulterschutz fand. Ein Zischen entwich seinem zusammengebissenen Zähnen und Dane schoss dem Mann aus nächster Nähe in beide Beine woraufhin der Lanzenträger einklappte und die Waffe losließ. Dane verankerte blitzschnell sein Gewehr und zog die Lanze aus seiner Schulter. Bei der ruckartigen Bewegung schmerzte sein rechter Oberarm, da er dort von einem Schwertstreich ein Stück Fleisch aus dem Arm getrennt bekommen hatte. Er blickte sich zu Kate um. Ihr Haar war an einer Stelle von einem Schwertstreich, der sie gestreift hatte abgeschnitten. Ihr rechtes Bein sowie ihr rechter Arm bluteten und ihr Kurzschwert lag ihr nur noch leicht in der Hand.
Das alles beunruhigte Dane jedoch nicht. Sie waren schon nach schlimmeren Verletzungen wieder auf die Beine gekommen. Zusammen lagen vor ihnen inzwischen fünf verletzte Soldaten trotzdem standen sie noch sechs Feinden gegenüber. Einer der Männer vor ihnen trug eine prunkvolle Plattenrüstung und Dane schätze dass es sich dabei um einen Hauptmann handelte. Der Mann setzte gerade zu einem Angriff an, als hinter ihnen ein helles Licht erschien und Dane sich umwandte, während der Hauptmann sich schützend den Arm vor das Gesicht hielt. Die Luwa war in ein gleißendes Licht gehüllt und Sillenne stand mit zusammengekniffenen Augen neben ihr. Dane wandte sich um und stieß mit der Lanze nach dem Fuß des HAuptmanns, welcher durch den wuchtigen Stoß zum schwanken gebracht wurde. »Kate, wir müssen uns zurückfallen lassen.«, rief Dane seiner Partnerin zu, die stumm nickte. Er zog sein Schwer und ging langsam rückwärts auf die Luwa und Sillenne zu.

[Lotta]

Die Luwa lief in das gleißende Licht, welches durch die große mit Metall verzierte Holztür fiel. Als sie den Platz mit dem großen Erīkristall erreichte musste sie schützend eine Hand vor ihr Gesicht halten um nicht von dem durchdringenden Licht geblendet zu werden.
Der orangerote Kristall leuchtete um ein vielfaches stärker als er es zuvor getan hatte und mit zusammengekniffenen Augen entdeckte Lotta die Ursache dafür. Die junge Luwa stand in der nähe des Erīkristalls und ihr Mund formte eine Zauberformel welche sie jedoch nicht hören konnte. Ein unnatürlicher Wind strich ihr durch die rotbraunen Haare und ließ sie gegen ihre Wangen schlagen. Was ..?
Feine Lichtstreifen wirbelten durch die Luft, als seinen sie sichtbarer Wind und ihre Intensität nahm immer weiter zu. Sie spürte wie sie den Boden unter den Füßen verlor, dann schloss sie den Augen vor dem hellen orangeroten Licht.
Eh? Der Geruch von Moos stieg Lotta in die Nase und ihre Fellohren zuckten leicht, als sie das Geräusch von plätscherndem Wasser vernahm. Mist. Sie öffnete vorsichtig ihre haselnussbraunen Augen und schaute sich um während sie langsam aufstand.
Die Luwa fand sich auf einer, mit Moos überwachsenen, Wurzel wieder. Allerdings war die Wurzel so riesig das sie wie eine hölzerne Brücke wirkte, welche über klares Wasser führte. Überall um sie herum wuchsen diese Wurzeln übereinander und bildeten ein wunderschönes Geäst aus Holz und Moos. Auch Gras wuchs hier und da auf den massigen Wurzeln und Lotta konnte sogar einen kleinen Baum mit weißen Blüten sehen. Zwischen den Wurzeln bahnten sich kleine Bäche ihren Weg um dann in Kaskaden nach unten zu stürzen.
Sie entdeckte Sillenne ein Stück weiter die auf dem dunklen Holz lag und eilte zu ihr. »Sillenne!«

[Sillenne]

Der liebliche Duft von feuchtem Holz stieg Sillenne in die Nase. Sie rümpfte sie kurz und entdeckte noch andere ihr unvertraute Gerüche. Sicherlich bin ich nicht mehr in Eschta... träumte sie vor sich her. Sicher bin ich gestorben und jetzt ist meine Seele in einem Paradies. Nichts böses wird mir hier geschehen...
Immernoch mit geschlossenen Augen begann die Vira erleichtert zu lächeln, als sie anfing zu glauben, was sie dachte. Keiner wird hinter mir her sein. Ich muss keine langen Strecken mehr wandern. Niemand wird mich einfach so angreifen. Ich muss für niemanden mehr Verantwortung übernehmen. Ich kann machen was ich will. Vielleicht... Ihr Herzschlag beschleunigte sich....vielleicht treffe ich hier ja auch Merian wieder. Sie ließ ihren Kopf tiefer in das weiche Moos sinken, welches das Holz, auf dem sie lag, teilweise bedeckte. In der Nähe hörte sie Wasser plätschern. Aber es kann mir ja egal sein. Erstmal bleibe ich liegen. Nichts eilt mehr. Ich habe alle Zeit der Welt. Niemand wir je wieder etwas von mir verlangen.
»Sillenne!« Ein Schrei durchbrach die herrliche Stille. Die Fellohren der Vira drehten sich aufgeregt und sie schnellte nach oben, sodass sie nun im aufrecht saß. Flink blickte sie sich um und erkannte Lotta, die gerade auf sie zueilte. Innerlich seufzte sie. Natürlich nicht.
Silenne stand auf und reibte sich müde die Augen, die sich noch an die Sonne gewöhnen mussten, nachdem sie tagelang nur im Schneesturm und Nebel verbracht hatte. »Lotta.« murmelte sie, als sie vor ihr stand. »Diese Luwa hat irgendwas gezaubert. Ich glaube sie hat uns irgendwie wegteleportiert. Der Kristall in Eschta hat so hell geleuchtet, es muss ein mächtiger Zauber gewesen sein. Wir müssen unbedingt herausfinden, wo wir jetzt sind. Ich hoffe wir befinden uns überhaupt noch in Minéa.« äußerte sie besorgt als sie losging um einen Weg zu suchen.

[Lotta]

Die Luwa antwortete nicht sofort und warf einen ausweichenden Blick zur Seite. Dann folgte sie langsam der Vira, welche vorsichtig über die großen Wurzeln lief. Lotta seufzte kaum merklich und dachte dann nachdenklich »Ob wir wieder durch die Zeit gereist sind?«
Das dunkle Holz knarrte leise unter ihren erdbraunen Stoffschuhen. Warme Sonnenstrahlen fielen durch das grüne Blätterdach über ihnen und ließen Regenbögen in der Nähe der Kaskaden entstehen. Der Wald wirkte unberührt und friedlich doch irgendetwas störte sie. Ich frage mich wo wir sind.
Lotta ließ den Blick über die Umgebung wandern. Es gab keine Spur von Dane und Kate, nicht das es sie stören würde, aber auch von der Luwa namens Ea gab es kein Zeichen. Wiebke hatte sie ebenfalls noch nicht entdeckt. Was für ein Zauber ist so mächtig? Dann meinte sie dann die Vira gewandt »Diese Luwa wusste jede Menge über die Jahreszeiten.« Sie macht eine kurze Pause, dann fuhr sie fort »Was für ein Zauber könnte das gewesen sein?«
Plötzlich viel ihr ein kleiner Bach ins Auge, welche zu einer der Kaskaden strömte. Von dort führte ein schmaler Weg in den sonnendurchfluteten Wald. »Dort.«

[Sillenne]

Sillenne war erleichtert, als Lotta einen Weg durch diesen Wald entdeckt hatte. »Ich weiß auch nicht, was das für ein Zauber war. Wobei du mich was Magie angeht, sowieso nicht fragen musst, ob ich etwas weiß. Aber die Luwa scheint doch eine Menge Ahnung gehabt zu haben.« Sie zog ihren Mantel, der für dieses Gebiet etwas zu warm war aus und band sich die Ärmel um die Hüfte. Dabei fasste sie kurz in ihre Tasche, um nach Tamà zu fühlen. Als diese Sorge beseitigt war, kaute sie nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Sie trat auf den Weg, bei dem es sich lediglich um plattgetretene Grashalme handelte. Als sie voraus schaute, konnte sie das Ende des Waldes nicht erkennen. Der Pfad war umgeben von Bäumen und vereinzelt ein paar Pflanzen, die sich über den Waldboden schlängelten. Sollten wir nicht nach ihr suchen? Wenn sie so viel weiß, könnte sie uns doch weiterhelfen. grübelte Sillenne während sie schweigend neben Lotta herging.
Im Wald war es still. Ich frage mich, wohin uns dieser Weg führt. Manchmal hörte man in der Ferne das leise Rauschen des Wassers. Ab und zu hörte sie ein Rascheln inmitten des Waldes. Zuerst vermutete sie kleinere Monster, die dafür verantwortlich waren, jedoch hörte es sich an, als ob jemand lief. Ihr Ohren drehten sich in verschiedene Richtungen. »Hörst du das?« Sie blieb stehen. »Da rennt doch jemand durch den Wald.« murmelte sie mehr zu sich selbst und wendete sich von Lotta ab, um in die Richtung der Geräuschquelle zu laufen. Ab und an hüpfte sie galant über einige Wurzeln, während die sich der Person annäherte. Sie beschleunigte ihre Schritte und konnte in der Ferne die Silhouette einer Frau erkennen. »Heh!« versuchte Sillenne auf sich aufmerksam zu machen. Die Frau blieb stehen und drehte sich vorsichtig um. Als sie Sillenne sah, lief sie erleichtert auf sie zu. Es war Kate. »Endlich treffe ich ein bekanntes Gesicht!« Ihre langen Haaren waren zerzaust und an ihrem Körper und ihrem Gesicht hing Erde. An einigen Stellen konnte Sillenne auch offene Wunden erkennen. »Meine Güte, was ist denn mit dir passiert?«

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